Myanmar und seine sympathischen Einwohner hatte ich schon vor vielen Jahren als Tourist
kennen gelernt. Kurz nach dieser Reise sah ich eine Fernsehsendung, in der ein Verein „Hilfe für Myanmar“ vorgestellt wurde. An beides erinnerte ich mich, als ich begann, meinen ersten
Auslandseinsatz als Freiwilliger Helfer zu planen. Es war also naheliegend, Myanmar zu wählen.
Der Kontakt zu „Help Myanmar“ wie der Verein heute heißt, war schnell hergestellt und auch
eine Aufgabe schnell gefunden. Mitte März startete ich nach Mandalay, wo mich Vertreter des
Vereins vor Ort empfingen.
Die Klosterschule Phaung Daw Oo unterhält innerhalb ihres Komplexes ein vom Ehepaar Diana
und Graham Millington gestiftetes Bibliotheksgebäude mit ca. 20.000 Büchern. Dort wurde ich
von der Bibliotheksleiterin Daw Khin Chit Win empfangen. Obwohl sie nach einer OP erst einen
Tag zuvor aus dem Krankenhaus entlassen wurde, ließ sie es sich nicht nehmen, mich persönlich
zu begrüßen und mir die Bibliothek, das Personal sowie meine „Schüler“ vorzustellen. Ein nettes und freundliches Team, wie sich zeigte.
Genutzt wird die Leih- und Präsenzbibliothek intensiv von Kindern, Lernenden, Lehrenden und
Mönchen aller Altersgruppen.
Die Benutzung der Bücher, besonders der Nachschlagewerke, führt unabdingbar zu frühzeitigem
Verschleiß. Die Schwachstelle jeden Buches ist die Verbindung zwischen Buchrücken und
Buchblock. Um das Abreißen der Buchdeckel zu vermeiden, hat man in Myanmar Bücher in
Rückennähe vollständig zusammengenäht. Das ist eine brauchbare Notlösung.
Einbandmaterialien, durch den Verein Help Myanmar finanziert, hatte ich großenteils von
Deutschland mitgenommen. Die besondere Herausforderung in Myanmar bestand nun darin,
ohne technische Hilfsmittel, wie Pappschere, Schneidemaschine und Presse, auszukommen. Die
Pappschere wurde durch ein Cuttermesser ersetzt und als Presse dienten zwei von der
hauseigenen Tischlerei gefertigte Holzplatten und zwei geliehene Schraubzwingen. Auch der
schwere Tisch in der Bibliothek wurde manchmal als Presse genutzt. Der Zuschnitt der
Materialien erfolgte auf dem Fußboden. Zerrissene und brüchige Buchseiten wurden mit
Spezialband hinterklebt.
Meine Aufgabe in der Bibliothek bestand nicht vorrangig darin, möglichst viele Bücher neu
einzubinden oder zu reparieren, sondern Personen vor Ort zu befähigen, solche Arbeiten künftig
selbst ausführen zu können, also Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Das hat funktioniert. In den letzten Tagen haben meine Schülerinnen Lea und Dahlia weitestgehend selbständig gearbeitet.
Sowohl der Principal U Nayaka als auch die Bibliotheksleiterin Daw Khin Chit Win und alle
anderen Beteiligten zeigten sich ausgesprochen erfreut und dankbar für meinen freiwilligen
Einsatz in der Bibliothek der Klosterschule.
Da das Leben nicht nur aus Arbeit bestehen sollte, haben wir an einem Sonnabend einen Ausflug
zu den Wasserfällen unternommen. Um einen Eindruck von der Vielfalt und dem großen Umfang
der Tätigkeit des Vereins zu bekommen, ist auch ein Besuch des Kindergartens und der
Computerklasse in Mingun, die durch Kyaw Kyaw Tun betreut wird, empfehlenswert. Die
Kinder sind äußerst lernwillig und interessiert und freuen sich auf jeden Informationsaustausch und Kontakt. Mein besonderer Dank gilt hier Anthony, die mich kulinarisch versorgte.
Der Abschied von Land und Leuten fiel wirklich schwer, denn alle habe ich fest ins Herz
geschlossen!
Im August 2016, Georg Grüneberg
Alle Fotos stammen von Georg Grüneberg.