Der Förderverein Myanmar betrauert den Tod seines Gründers und langjährigen Präsidenten Dr. Christian Runge und spricht seiner Frau Ilse, der Familie und den Mitgliedern des Vereins Myanmar Partner seine tief empfundene Trauer aus.
So begann alles: Auf einer Reise durch Myanmar im Jahre 2000 kam das Ehepaar Christian und Ilse Runge in Mingun in ein Gespräch mit vier jungen Mädchen, die ihnen Souvenirs verkaufen wollten. Sie fragten die Mädchen, ob sie zur Schule gingen. Diese antworteten ihnen, das ginge nicht, weil ihre Eltern arm seien und sie mit dem Verkauf von Souvenirs zum Lebensunterhalt der Familien beitragen müssten. Das Ehepaar Runge traf sich daraufhin mit den Eltern der Mädchen und es kam zu einer Vereinbarung: eine Zahlung von je 10 US-Dollar monatlich sollte den Schulbesuch der Mädchen ermöglichen. Alle vier Mädchen machten so einen Schulabschluss. Thandar, eines dieser vier Mädchen, wurde die geliebte Ziehtochter des Ehepaars Runge und Moe Moe ist bis heute Patentochter von Marianne.
Dieses Erlebnis war der Anstoß für die Gründung des Fördervereins Myanmar im Jahre 2001. Christian Runge fand in dem neuen Verein Gleichgesinnte, die ebenfalls Patenschaften übernahmen, damit möglichst viele burmesische Kinder und Jugendliche eine Chance erhielten, aus einer unverschuldeten Armutsbiografie auszubrechen und durch Bildung und Ausbildung die Aussicht auf ein erfolgreicheres Leben zu erhalten. Zwei Jahre später lernte Christian Runge den Abt U Nayaka, den Gründer und Leiter der Phaung Daw Oo Monastic Highschool (PDO) in Mandalay kennen. Sie vereinbarten eine Zusammenarbeit. Gemeinsame Bildungsprojekte wurden initiiert, Schulgebäude gebaut und eine Schulklinik errichtet.
Dr. Runge hat seine Hilfsvision für die Rechte und Anliegen der jungen Menschen in Myanmar mit großem Engagement erfüllt. Dafür danken wir ihm sehr. Er hatte immer ein offenes Ohr für die politischen Probleme und Forderungen und hat nie gezögert, eine klare Position zu beziehen, Er war glaubwürdig in seinem Einsatz und ein zuverlässiger Partner für die burmesischen Klosterschulen und ihre Entwicklung.
Die Separierung in zwei Vereine 2010 diente nicht dazu, sich in den Ideen auseinander zu dividieren. Getrennte Wege bei doch gleichen Zielen! Seitdem existieren Partner Myanmar und der Förderverein Myanmar, die wieder zusammengeführt werden sollen.
Dr. Runges persönlicher Leitspruch war, den jungen Menschen in Myanmar Orientierung in Sachen Ausbildung zu bieten, er war inspiriert davon mit seiner Frau Ilse an seiner Seite, und die eigenen Werte und Überzeugungen machten ihn mutig und kämpferisch. Sein Engagement wurde ihm Kompass in den verschiedensten Lebenssituationen, er war motiviert auch in schwierigen Zeiten. „Das Leben kann nur rückwärts verstanden werden; es muss jedoch vorwärts gelebt werden“.
Der Tod ist etwas Unvermeidliches. Das musste der 93jährige nun erfahren.
Aber im besten Wortsinne war er ein Pfadfinder und Anwalt in einem Land, das noch immer nicht zum Frieden und zur Demokratie findet, dessen Menschen aber so liebenswürdig, herzlich und aufgeschlossen sind, dass es uns zur gemeinsamen Verpflichtung wurde, Entwicklungshilfepolitik als ganz individuelles humanitäres Tun zu begreifen und keine Hemmnisse zu scheuen, immer wieder ins Land zu reisen, persönliche Patenschaften zu übernehmen und damit Lebenschancen für arme Kinder zu eröffnen. Er hat diese Anstrengung unternommen mit uns, ohne uns, aber immer mit diesem ungebrochenem Engagement.
Denn er war gleichzeitig davon überzeugt: Wer etwas verändern will, wer Menschen gewinnen will, braucht Lebensfreude, braucht Optimismus. Und einen langen Atem!
Er hatte den Mut, Konsequenzen aus seinen Einsichten zu ziehen, auch da, wo das Handeln Unwägbarkeiten und Risiken in sich barg. Das ehrt ihn und macht ihn zum aufrechten Streiter für die Bildungschancen von Menschen in Myanmar und er tat es mit absolutem Herzblut.
„Erinnerungen, die unser Herz berühren, gehen niemals verloren“, war eine Erkenntnis von ihm.
Es ist im Sinne des Verstorbenen gewesen, dass die Vereinsarbeit auch über seinen Tod hinaus weitergeht. Das ist auch unser Ziel. Wir bleiben Pioniere und Spender in diesem asiatischen Land, das hoffentlich bald den demokratischen Weg mit freien Wahlen wiederfindet.
Für den Förderverein Myanmar e.V.
Marianne Granz, Wolfgang Müller – Wind, Dr. Konrad Krajewski