Nachdem mehr als 3 Jahre seit meinem letzten Aufenthalt in Mandalay vergangen waren, hatte ich beschlossen, dass es wieder an der Zeit wäre, meine beiden Patenkinder Su Su und Nan Htar Kyi zu besuchen. Su Su, die jüngere der beiden lebt in Mandalay bei ihren Eltern und geht täglich in die PDO zur Schule. Nan Htar Kyi, die aus der Nähe von Taunggyi stammt, lebt seit 4 Jahren im Ethnic House der PDO. Bei meinem letzten Besuch hatte ich nur einen Tag für das Treffen mit Su Su eingeplant (die Patenschaft für Nan Htar Kyi habe ich erst vor 2 Jahren übernommen). Dieses Mal wollte ich eine ganze Woche in Mandalay bleiben um möglichst viel Zeit mit den beiden verbringen zu können.
Im Januar war es dann soweit. Aung Min Oo, ein Mitarbeiter des Förderverein Büros, hat mich am Flughafen Mandalay abgeholt. Noch im Auto sagte er mir, dass meine beiden Patenkinder bereits im Office auf mich warten würden. Also ging es nach einem nur kurzen Stopp im Hotel, um das Gepäck abzugeben, direkt zur PDO. Der Empfang dort war überwältigend – mit Blütenketten und Blumensträußen wurde ich von Su Su und Nan Htar Kyi begrüßt. Su Su’s Mutter und ihre kleine Schwester waren ebenfalls gekommen um mich zu begrüßen. Außerdem auch Moe Moe, die Leiterin der Schulküche, die ich noch von meinem letzten Besuch kannte.
Für meine Zeit in Mandalay hatte Aung Min Oo mir ein Fahrrad zu meinem Hotel gebracht,so dass ich am nächsten Vormittag zur PDO radeln konnte. Nan Htar Kyi wartete schon auf mich und hat mir als erstes gezeigt, wo sie wohnt. Mit zwei anderen Mädchen teilt sie sich einen kleinen Wohn- und Schlafplatz im Erdgeschoß des Ethnic House. Für uns sind solche beengten Verhältnisse kaum vorstellbar. Su Su hatte vormittags noch Unterricht und ist daher erst später dazu gekommen. Ich habe den beiden dann erst einmal die aus Deutschland mitgebrachten Geschenke gegeben – Gummibärchen, Lebkuchen und für jede ein selbstgebasteltes Postkarten-Album mit Ansichtskarten verschiedener deutscher Städte.
Sehr erstaunt hat mich, mit wie viel Vertrauen die beiden Mädchen mir von Anfang an begegnet sind. Vor allem Nan Htar Kyi wollte meine Hand gar nicht mehr los lassen. Besonders gefreut hat mich, dass beide relativ gut Englisch sprechen, so dass auch ohne
die Hilfe von Moe Moe, die häufig als Übersetzerin weiterhalf, eine Unterhaltung möglich war. Im Zweifelsfall wurde mit „Händen und Füßen“ weiter erzählt. Im Vorfeld meiner Reise hatte ich im Freundes- und Kollegenkreis Kleidung für die Kinder der PDO gesammelt und zwei große Pakete nach Mandalay geschickt. U Win Nyunt hatte diese bis zu meiner Ankunft für mich aufgehoben und ich hatte so die Gelegenheit, die Sachen selbst zu verteilen. Ich habe mich mit meinen Kartons vor dem Ethnic House
aufgestellt und in Windeseile hatte sich eine lange Schlange gebildet. Es hat mir viel Freude gemacht zu erleben, wie jedes ausgepackte Kleidungsstück vor allem von den Mädchen begutachtet wurde und dann an seine neue Besitzer/-in ging. Besonders viel Gelächter gab es immer dann, wenn ein Kind ein Teil unbedingt haben wollte und dieses dann viel zu groß oder viel zu klein war.
An den folgenden Tagen habe ich immer wieder Su Su, Nan Htar Kyi oder beide Mädchen zusammen getroffen. Mal sind wir alle zusammen auf Shopping Tour in das neue Einkaufszentrum der Stadt gegangen, wo es für die Mädchen etwas zum Anziehen und ein
paar Dinge für die Schule gab. Ein anderes Mal war ich bei Nan Htar Kyi im Ethnic House und habe ihre Freundinnen kennengelernt. Wieder ein anderes Mal hatte mich Su Su’s Familie zum Abendessen eingeladen. Ihre Mutter hatte lecker gekocht und mir wurde von
allen Seiten reichlich aufgetischt, während die Familie inklusive Großeltern und Tanten – wie es bei Einladungen in Myanmar üblich ist – mir beim Essen zugeschaut hat. Su Su’s Mutter hat mir bei dieser Gelegenheit mehrmals gesagt, wie viel die Patenschaft und die
gelegentlichen extra Geldzuwendungen für die Familie bedeuten und wie dankbar sie dafür sind.
Neben der Zeit mit meinen Patenkindern, habe ich die Tage an der PDO auch dazu genutzt um am New Teacher Training Center NTTC in zwei Grade 9 Klassen Englisch Unterricht zu geben. Das Niveau innerhalb der Klassen war sehr unterschiedlich und teilweise war die Aussprache der Schüler für mich schwer zu verstehen. Da nicht immer ein Klassenlehrer anwesend war, der bei der Verständigung behilflich sein konnte, blieben manche Fragen unbeantwortet. Dies tat dem Engagement und der sehr aktiven Teilnahme der Schüler am Unterricht keinen Abbruch. Die Unterrichtsstunden am NTTC waren eine ganz neue Erfahrung für mich, die mir viel Freude gemacht hat.
Während der ganzen Woche bin ich in den Genuss von Moe Moe’s leckerem Essen gekommen, das sie in der Schulküche für die Besucher des Fördervereins zubereitet. Auf diese Weise ging die Woche in Mandalay viel zu schnell vorüber. Zum Abschluss haben
wir am Wochenende noch einen Ausflug nach Pyin Oo Lwin gemacht. Moe Moe hat uns begleitet und immer übersetzt, wenn wir mal wieder mit englisch nicht mehr weiter gekommen sind. Neben zwei Tempeln und dem Wasserfall stand natürlich auch der
berühmte Botanische Garten auf unserem Programm. Ich habe den Ausflug mit den beiden sehr genossen und bin mir sicher, dass auch die Mädchen diesen Tag in schöner Erinnerung behalten werden.
Ein herzliches Dankeschön an den Förderverein und dessen Mitarbeiter in Mandalay – ganz besonders an Moe Moe, die immer ein offenes Ohr für meine Fragen und Wünsche hatte –für die Betreuung während meiner Zeit an der PDO.
Abschließend kann ich sagen, dass es die richtige Entscheidung war, eine ganze Woche in Mandalay zu verbringen und so ausreichend Zeit mit meinen Patenkindern zu haben. Beide Mädchen und auch Su Su’s Eltern haben mir gesagt, wie sehr sie sich über meinen Besuch gefreut haben. Nun sind die Gesichter von den Bildern endlich lebendig geworden und ich denke, das wird sich auch positiv auf den schon immer regen gegenseitigen Briefkontakt auswirken.
Wie schon bei meinem letzten Besuch haben mir auch dieses Mal die Begegnungen mit meinen Patenkindern bestätigt, dass die Übernahme einer Patenschaft eine sinnvolle Sache ist. Für uns ist es ein kleiner Betrag, aber damit ermöglichen wir einem Kind eine
Schulausbildung. In der Zeit des Umbruchs, den Myanmar momentan erlebt, ist dies heute wichtiger denn je.