Humanitär-medizinisches Hilfsprojekt ‚Nurse Aide Training‘ der htwsaar in Saarbrücken an der PDO Klinik in Mandalay erfolgreich evaluiert.

nach der Verleihungszeremonie am 13.März 2014

nach der Verleihungszeremonie am 13.März 2014

Am 14. März 2014 wurden 15 Hilfsschwestern der PDO Klinik in Mandalay in einer feierlichen Zeremonie die offiziellen Zertifikate des Instituts für Wissenschaftliche Weiterbildung der htwsaar in Saarbrücken überreicht. Damit halten sie erstmals ein Dokument in Händen, welches ihnen die erfolgreiche Teilnahme an einem 12-wöchigen Trainingsprogramm zur Erweiterung und Festigung ihrer medizinisch-pflegerischen Grundkenntnisse bestätigt. Zuvor mussten sie sich im Rahmen der Evaluation des Gesamtprojektes einem 2-tägigen Abschlusstest unterziehen, ihre erlernten praktischen Fähigkeiten demonstrieren und sich interviewen lassen.

Die viertägige Evaluation wurde von der Projektleiterin Frau Prof. Dr. Martha Meyer und ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiterin, Frau Dr. Dagmar Renaud (beide htw saar, Fakultät für Sozialwissenschaften/Department Gesundheit und Pflege) in mehreren Schritten durchgeführt um nachvollziehen zu können, wie nachhaltig sich das Trainingsprogramm auf die Wissensbestände der Hilfsschwestern sowie auf die Klinikorganisation ausgewirkt hat. Diese letzte Projektphase ist wichtig, um auch Erkenntnisse für zukünftige Programme sammeln zu können. Was im Sommersemester 2013 von der Projektleiterin gemeinsam mit einer studentischen Projektgruppe aus dem Studiengang Management und Expertise im Pflege- und Gesundheitswesen für die Hilfsschwestern der PDO Klinik entwickelt wurde, findet am 25.April 2014 mit der hochschulöffentlichen Abschlusstagung an der htwsaar seinen Abschluss.

In einer der letzten Mingalabar Ausgaben der Fördervereins haben wir bereits darüber berichtet, dass sechs Studenten der htwsaar von September bis November 2013 das 12-wöchige Training mit insgesamt fast 200 Stunden Gesamtumfang in der Klinik durchgeführt haben. Damit erhielten die Hilfsschwestern erstmalig systematisch geplanten Unterricht und konnten theoretische und praktische medizinisch-pflegerische Kenntnisse grundlegend erwerben bzw. individuell erweitern und festigen. Die Themen der Kurse waren in gemeinsamen Gesprächen zwischen den Hilfsschwestern, dem Klinikarzt Dr. Khaing und der Projektleiterin im März 2013 vor Ort entwickelt worden und orientierten sich somit an den aktuellen Bedürfnissen und medizinischen Bedarfen eines tropischen Entwicklungslandes.

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Da die Hilfsschwestern wegen der zu geringen Anzahl zu erwerbender „marks“ beim Schulabschluss nicht zu einem universitären Pflegestudium zugelassen werden, wie es in Myanmar üblich ist, erwerben sie ihre medizinisch-pflegerischen Fähigkeiten durch das „Training-on-the job“ in der Klinik sowie die sporadischen und eher zufälligen Unterrichte der wechselnden internationalen Volunteers und Klinikärzte.

Üblicherweise finden die Absolventinnen des universitären Pflegestudiums in Myanmar zumeist alle in den staatlichen „General Hospitals“ eine Anstellung, oder arbeiten in sogenannten „Government Jobs“. Selten sind sie in den kleinen Kliniken wie an der PDO anzutreffen, wobei ihre Qualifikationen auch dort dringend benötigt würden, um die tätigen Ärzte zu unterstützen, zu entlasten und die Hilfsschwestern professioneller anzuleiten.

Wir konnten feststellen, dass viele Hilfsschwestern praktisch sehr geschickt sind und in einigen Bereichen über ein individuell unterschiedlich hohes Spezialwissen verfügen. Insgesamt fehlt ihnen aber eine breitere theoretische Wissensbasis, um Zusammenhänge besser nachvollziehen und prospektiv denken und handeln zu können. Dies macht sich z.B. darin bemerkbar, dass zwar die Symptome einschlägiger Infektionskrankheiten durchaus bekannt, aber deren Infektionswege und die Ausbreitung von Keimen nur in Ansätzen bekannt sind und daher z.B. auch die Einsicht in den Nutzen hygienischen Arbeitens zum eigenen Schutz fehlt.

Die einzelnen Unterrichtseinheiten und praktischen Übungen wurden in einem straff geplanten Programm jeweils vormittags zwischen 10:00 bis 11:30 Uhr und nachmittags von 14:30-16:30 Uhr durchgeführt und verlangten von allen Beteiligten viel Einsatz. Dabei waren alle mit großem Eifer und viel Enthusiasmus bei der Sache. Insbesondere bei den praktischen Übungen zur Lagerung sowie der rehabilitativen Beratung von Patienten im Umgang mit ihren chronischen Krankheiten sammelten die Hilfsschwestern völlig neue Erfahrungen. Einen besonderen Schwerpunkt des Unterrichts bildeten die Maßnahmen der Ersten Hilfe, da auf Grund der großen Menschenansammlungen in der PDO jederzeit mit einem Notfall gerechnet werden muss. Daher schulten die Studenten auch Lehrer und Beschäftigte und bildeten die Hilfsschwestern als sogenannte Multiplikatorinnen aus, damit diese die Erste Hilfe Kurse in regelmäßigen Abständen wiederholen können. Prompt ereignete sich auch in der Zwischenzeit ein Notfall, wo die Hilfsschwestern ihr Können unter Beweis stellten.

Weitere Kursinhalte bezogen sich u.a. auf krankheitsbezogene Elemente der Anatomie, Physiologie, Infektions- und ausgewählte chronische Krankheiten, hygienisches Arbeiten bei unterschiedlichen Wunden, fachgerechte intramuskuläre Injektionen, da diese sehr häufig durchgeführt werden, das Erkennen und die Versorgung einer Mangelernährung von Kleinkindern und Säuglingen einschl. der praktischen Beratung der Mütter sowie Schulgesundheit.

Ein weiteres Interesse der Studenten lag auf der Arbeitsablauforganisation der Klinik sowie deren wöchentlichen Reinigung. Hier gelang es einer Arbeitsgruppe der Hilfsschwestern unter Anleitung einer Studentin die Reinigung der Klinik sowohl personell als auch nach Bereichsschwerpunkten zu reorganisieren und effektiver zu gestalten. Bei der Evaluation zeigte sich, dass dieser Plan auch umgesetzt wird und dazu geführt hat, dass die Hilfsschwestern nun mehr freie Zeit zur Verfügung haben.

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Durch die großzügige Projektförderung der Else-Kröner Fresenius Stiftung war es möglich, das Projekt in allen Phasen von der Entwicklung über die Durchführung bis zur Evaluation hin durchzuführen. Zusätzlich konnte auch der Grundstock für eine medizinisch-pflegerische Bibliothek zum persönlichen Weiterlernen in der Klinik gelegt werden. An dieser Stelle möchte ich mich beim Förderverein ganz besonders für die organisatorische Unterstützung während der gesamten Projektumsetzung in der PDO bedanken. Dies hat den Studenten den 12-wöchigen Aufenthalt enorm erleichtert, denn Win Aung und sein Team standen ihnen immer mit Rat und Tat zur Seite. Zudem gab es jeden Tag ein Lunch aus Moe Moes guter Küche, welches ebenfalls über die eingeworbenen Projektgelder finanziert werden konnte.

So hat dieses Projekt einen kleinen, aber wichtigen Beitrag dazu geleistet, die medizinische Versorgung der Schülerinnen und Schüler, der Beschäftigten sowie auch der Bewohner des Stadtteils ein wenig zu verbessern. Wir hoffen, dass sich in nahe Zukunft ein Anschlussprojekt ergibt und wir mit einem weiteren Kurs auf dem Erlernten aufbauen können.

Prof. Dr. Martha Meyer

Allgemein, Verein