Liebe Freunde und Bekannte!
Nun der letzte Bericht aus Mingun. Für die Kinder geht morgen das Kindergartenjahr zu Ende. Die Erzieherinnen haben ein Programm für den Abschlusstag entworfen mit einigen Spielen, Tanaka-Bemalung und einem extra guten Mittagessen. Dann sind für alle Ferien. Manche Kinder sind schon etwas traurig darüber. Sie kommen gerne in ihre Spielstube. Die Erzieherinnen machen eine Woche früher Schluss und fangen dafür eine Woche früher wieder an. In dieser Woche wollen Sie Großputz im Haus machen und die Jahresplanung im Team. Sie sind wohl gestimmt und freuen sich, mit den neu gelernten Methoden zu arbeiten. Die drei Vollkräfte und die drei Helferinnen und der Boss Jojo begleiten Annette und mich zu unserem ersten Urlaubsort Bagan. So nehme ich in drei Schritten Abschied: Zuerst von den Leuten im Dorf, dann vom Kindergarten-Team in Bagan und zu guter Letzt vom Land.
Die Leute haben wieder viel eingebracht, um den Kindergarten weiterzuentwickeln. Das Zimmer für die Bücherei wird gerade gestrichen, von anderen Büchereien besteht die Zusage, dass sie Bücher her schenken oder eintauschen. Es soll auch eine Zeitung bestellt werden. So erhält das Gebäude dann sicher täglich regen Zulauf. In den kommenden dreimonatigen Ferien wird es noch für einen Englischkurs genutzt.
Annette hat sich als Schwäbin gut in die burmesische Kehrwoche integriert und im Außenbereich etwas geholfen. Auch mit den Kindern hatte sie ihren Spaß. In den letzten Tagen kamen schon die ersten Geschenke an. Jede Familie will etwas geben. Die Einladungen häufen sich in den letzten Tagen. Kinder und Erzieherinnen wollen mir dann noch “Respekt zollen”, D. h. sie knien vor mir und sagen einen Spruch wie beim morgendlichen Gebet und schauen ganz ernsthaft.
Insgesamt bin ich nun schon ganz geschafft von der vergangenen Woche mit dem Elterntreff und allen Abschlussarbeiten. Die sieben Wochen stecken schon in den Knochen. Ich bin nun froh, alles hinter mir zu haben. Man fühlt sich befreit von der Aufgabe. Es lockt nun ein ganz anderer Tagesrhythmus, nicht mehr der voll durch getaktete mit nur zwei Stunden Freizeit ohne Rückzugmöglichkeit. Nach sieben Wochen möchte ich auch gern mal wieder in einen Spiegel schauen, obwohl einem nur das alternde Gesicht entgegen schaut. Ein Hotelzimmer mit angeschlossenem Bad wäre auch wunderbar anstelle von Dusche/WC im Hof, zu der man tags und nachts auf einem italienischen Campingplatz durch den Sand stapft. Gerne hätte ich auch wieder eine größere Kleiderauswahl als diese eingeschränkte und nur zweckmäßige und eine Föhnfrisur. Doch dazu muss ich noch warten, bis ich zu hause bin. Die Tage auf Reisen werden wir noch genießen, da bin ich sicher. Dann freu ich mich wieder aufs Heimkommen und die realen Begegnungen mit den Menschen, die aus der Ferne mein Abenteuer Mingun verfolgt haben. Ab jetzt heißt es “Biwi”, also aus, fertig, Schluss. Es grüßt das letzte Mal aus dem kleinen Mingun am großen Irrawady, Christine