Das Schuljahr in Myanmar ist seit letzter Woche beendet. Die Ferien haben begonnen und der Neustart wird dann wie jedes Jahr am 1. Juni sein.
Was Kyaw Kyaw, unser Betreuer in Mingun, aus diesem Anlass schreibt, ist eine große Ermutigung für die Arbeit des Fördervereins, der eine kindgerechte Pädagogik ins Land gebracht hat. Auf einem offiziellen Video des Bildungsministeriums aus Naypyidaw werden sogar diese Lehr- und Lernmethoden als zukunftsweisend für alle Schulen Myanmars vorgestellt. Statt rote – learning – also auswendig lernen und eintöniges Nachsprechen – lernen die von uns betreuten Kinder mit kindgerechtem Material, mit Bildern, mit Verständnis anregenden Beispielen durch Ausprobieren und Suchen und mit einer motivierenden Vielfalt von Selbsterfahrungsmöglichkeiten. Kyaw Kyaw ist selbst erstaunt, wie die Eltern diese kindgemäßen Methoden jetzt akzeptieren, nachdem sie natürlich erst sehr skeptisch waren, ob denn ihre Kinder auch richtig lernen und nicht nur spielen würden. Mit großer Freude erleben sie die frühe Eigenständigkeit ihrer Kinder, ihr verantwortungsvolles Umgehen mit Informationen und
Wissen, ihre erstarkende Kreativität.
Darauf ist der Förderverein sehr stolz. Unser Ziel, mehr Bildung ins Land zu bringen als Mittel gegen die unverschuldete Armut, scheint erreichbar. Die Bilder der Abschlussfeier sprechen für sich!
Was als nächstes geschehen muss, ist die Abschaffung bzw. grundlegende Veränderung der jährlichen Examina. Man hat es zwar angekündigt, aber wir warten auf den Vollzug. Wenn mehr als 60 % der Kinder bei diesen Prüfungen und Tests durchfallen, dann spricht das eindeutig für die Unsinnigkeit. Prüfungen sollen doch keine Ausleseinstrumente sein, sondern Ergebnis der Lernfortschritte in einem Schuljahr.
So müssen wir die leidige „Tuition“, ein Nachhilfeunterricht als „zweites Lernen“ – und das sogar in den Ferien – tolerieren und unsere Patenkinder dadurch fördern, um ihre Chancen des Bestehens zu erhöhen. Im ganzen Land sind als Folge dieser Durchfallquoten unzählige private Nachhilfeschulen entstanden, die viel Geld kosten. Genau das haben aber die Eltern unserer Patenkinder nicht. Sie sind arm, und so haben wir mit unseren LehrerInnen ein
schuleigenes Tuitionsystem aufgebaut, das wir finanzieren. Dafür und für neue Spielsachen wie Lehr- und Lernmaterialien zum neuen Schuljahr bitten wir um weitere Spenden.
Besonders positiv ist auch, dass unsere LehrerInnen zusätzlichen Englisch- und Computerunterricht anbieten und das nicht nur für Patenkinder.
20. Februar 2019, Marianne Granz