Herr Jakob Weis, ein Abiturient aus Worms, war zusammen mit einer Freundin im Juni 2012 für 4 Wochen als freiwilliger Helfer an der PDO. Hier sein Bericht:
Ich habe mit Christine als Englischlehrer ausgeholfen. Wir haben 4 Stunden täglich (zwischen 7 Uhr und halb 4) Lehrer, Büropersonal und Schüler der Klassen 5-9 in englischer Grundgrammatik unterrichtet (Zeiten, Satzstellung, einfache Textarbeit,…), da sowohl die Sprachkenntnisse der Schüler als auch die der Lehrer im Bereich Anfänger bis fortgeschrittene Anfänger anzusiedeln waren. Das war z.T. ein wenig befremdlich, da einige der Lehrer, die unsere Kurse besuchten selbst Englisch unterrichten und von vielen sehr grundlegenden Grammatikregeln nur beschränkt Ahnung haben. Dementsprechend ist der Englischunterricht, den man hier überwiegend antrifft, sehr ähnlich aufgebaut: Der Lehrer liest einen Satz vor, die Schüler wiederholen den Satz. Also wenn man während der Schulzeit über den Kampus läuft, hört man aus allen Klassensälen laute, monotone Schülerchöre tönen.
Aber nichtsdestotrotz hat mir der Unterricht in den Lehrerkursen unheimlich viel Spass bereitet! Wirklich schön mit anzusehen war, dass alle, die unsere Unterricht besucht haben wirklich etwas dazu lernen wollten und unheimlich dankbar dafür waren, dass ihnen diese Möglichkeit geboten wird. Und das sind auch nicht nur ein paar Lehrer, sondern wirklich viele hatten den Wunsch unseren Englischunterricht zu besuchen. Deshalb boten wir zu der anfänglich einen Stunde noch zwei weitere an, um all denen, die nicht mehr in den ersten Kurs konnten noch zwei weitere Möglichkeiten zu bieten. Leider waren wir nur 4 Wochen an der Schule, was uns ein wenig einschränkte, aufeinander aufbauenden Unterricht zu planen. Doch, wie ich in der letzten Stunden von ganz vielen Lehrern gesagt bekommen habe, waren sie überaus dankbar dafür, dass wir den Unterricht angeboten haben und sahen ihn als ernsthafte Chance ihr Englisch ein wenig zu erweitern. Das hat mich ziemlich glücklich gemacht und meine anfängliche Frage, wie nützlich ich denn überhaupt sein werde mehr als beantwortet!
Die Schülerklassen auf der anderen Seite waren anstrengender als die Lehrerkurse. Das hatte aber nichts damit zu tun, dass die Schüler gelangweilt waren oder keine Lust aufs Lernen hatten – ganz im Gegenteil: Die Kinder waren so erpicht darauf, sich am Unterricht zu beteiligen und etwas zu lernen, dass ihre Mitarbeit gerne mal in chaotischem Durcheinanderschreien endete, da jeder etwas beitragen wollte. Und interessanterweise war das auch eine Sache, die mich unheimlich beeindruckt hat. Denn die Schüler der PDO freuen sich regelrecht auf den Unterricht und sind froh die Schule uneingeschränkt besuchen zu dürfen. Ihnen ist klar, dass sie das Privileg, kostenlose Bildung genießen zu dürfen, ausnutzen müssen, da es bei Weitem nicht selbstverständlich ist. Diese Einstellung zur Schule ist wohl auch einer der größeren Unterschiede, die mir im Vergleich zur westlichen Gesellschaft aufgefallen ist.
Was mir aber auch auffallen musste, war, dass das Management der Schule ziemlich problematisch zu sein scheint. Ein großes Problem, meiner Meinung nach, ist die Art der Lehrerbesetzung. Nicht selten fangen Schüler direkt nachdem sie die Schule abgeschlossen haben, an, als Lehrer an der Schule tätig zu sein. Aber nicht aus purer Überzeugung, den Kindern etwas beizubringen, sondern weil auf diese Weise umsonst Unterkunft in der Schule und ein Gehalt von 40-60$ geboten bekommen. Somit sind sehr viele Lehrer noch Teenager oder Anfang 20 ohne jegliche pädagogische Ahnung, was bedeutet, dass Ihnen leider oftmals nicht viel an der Bildung ihrer Schüler liegt. So passiert es erschreckend oft, dass ein Lehrer mal für eine Woche nicht anwesend ist, keiner weiß wo er oder sie sich befindet und auch keine Vertretung in der Klasse vorhanden ist, da sich der eigentliche Lehrer nicht darum gekümmert hat. Und diese Probleme in Griff zu bekommen wird dadurch massiv erschwert, dass die Kommunikation unter den Lehrern fast nicht existiert. So passierte es bspw., dass zwei Lehrer Kurse für uns organisierten, diese aber auf dieselbe Zeit ansetzten, da keiner vom andern wusste, dass er auch einen Kurs zusammenstellte.
Nun würde ich diesen Aspekt aber weniger als Kritikpunkt sehen, sondern mehr als Anhaltspunkt, wo man in Zukunft Entwicklungshilfe ansetzen sollte. Dazu kann ich nur einen interessanten GEO-Artikel empfehlen aus der Mai Ausgabe diesen Jahres (05/2012) über die Probleme der momentane Entwicklungshilfe und die Notwendigkeit diese zu überarbeiten.
Aber neben der Arbeit war der Aufenthalt natürlich auch eine einzigartige Möglichkeit die burmesische Kultur und das Alltagsleben in einer Nähe zu erfahren, wie es einem als normalem Reisenden niemals möglich wäre! Dadurch, dass wir in der Schule unterkamen, arbeiteten, wohnten, aßen und lebten wir mit den (und annähernd wie) die Einheimischen. Das bietet einem Einblicke, die man bei einer Reise mit Übernachtungen in Gästehäusern schlichtweg nicht bekommen kann und die man so schnell auch nicht mehr vergisst!
Alles in allem habe ich die Zeit ohne Ausnahmen genossen, auch wenn es manchmal ein wenig anstrengend sein konnte, mit Hitze, Luftfeuchtigkeit und den frühen Unterrichtszeiten klarzukommen. Aber ich habe ja auch nicht erwartet hier zur Entspannung 4 Wochen zu verbringen. Um der lauten, geschäftigen und heißen Stadt für ein Wochenende zu entkommen, haben wir uns ein Wochenende in der Bergstadt Pyin Oo Lwin gegönnt.
Auch die Tatsache, dass es in der schulischen Planung relativ chaotisch zugeht, ist bei Weitem nicht abschreckend. Das ist ja der Grund, warum Hilfe benötigt wird. Und zwar vordergründig lehrer- und unterrichtsbezogene Hilfe. Denn es mag zwar schön sein, wenn viele Schulgebäude und Lehrmaterialien zur Verfügung stehen, viel wichtiger ist aber, dass auch ausgebildete Lehrkräfte vorhanden sind, die mit den gegebenen Materialien umzugehen wissen.
Und außerdem: Würde in der Schule alles reibungslos verlaufen, dann wären Freiwilligenhelfer ja auch nicht nötig.
Ich will Ihnen auch nochmal dafür danken, dass sie mir geholfen haben die Kontakte zur Klosterschule zu knüpfen und mir dadurch diesen Aufenthalt ermöglicht haben!